Making Futures Present

On the Co-production of Nano and Society in the Austrian Context

Projektmitarbeiter*innen: Ulrike Felt, Martina Kainrath, Gernot Rieder, Simone Schumann, Claudia Schwarz, Michael Strassnig

FWF - 10/2008-09/2012

Nano - Wissenschaft trifft Gesellschaft: Über die Gestaltung wissenschaftlich-technischer Gegenwart und die Rolle möglicher Zukünfte

Nanotechnologie und Nanowissenschaft sind in den letzten Jahren zunehmend Thema gesellschaftlicher Diskussionen geworden. Dabei werden mit den neuen Möglichkeiten, die diese Technologien eröffnen, eine Vielzahl von Hoffnungen und positiven Erwartungen verbunden. Insbesondere sollen sie dazu beitragen, existierende gesellschaftliche Probleme zu lösen. Auf der anderen Seite gibt es eine ganze Reihe von Bedenken und Ängsten, die um Nano kreisen. Diese Debatten spielen sich vor dem Hintergrund eines Wandels im Verhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ab. Ein zentrales Kennzeichen dieses Wandels ist, dass die Produktion von Wissen immer seltener als »reine Grundlagenforschung« verstanden wird sondern sich zunehmend an technologisch‐ökonomischer Umsetzbarkeit orientiert. Das führt unter anderem dazu, dass gesellschaftliche Erwartungen an Wissenschaft eine immer stärkere Rolle schon im eigentlichen Forschungsprozess zu spielen beginnen. Ein weiteres zentrales Kennzeichen dieses Wandels ist, dass wissenschaftliche Wissensproduktion und die Gestaltung gesellschaftlicher Zukunft immer dichter miteinander »verwoben« sind. Das heißt, wie wir Wissen produzieren und Vorstellungen über »die Welt« entwickeln, ist eng damit verknüpft, wie wir in dieser Welt leben (wollen). Wissenschaftliches Wissen verbleibt nicht mehr im »Elfenbeinturm« sondern hat manifeste Auswirkungen auf die Gesellschaft. Wenn aber Wissenschaft und Gesellschaft in so enger Beziehung stehen, stellt sich die Frage, wie die Entwicklung von Wissenschaft und Technik kollektiv gestaltet und begleitet werden kann und soll bzw. welche Rolle dabei unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen – Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Öffentlichkeit – haben (sollen).

Projektziele - Das Verhältnis von Zukunft und Gegenwart verstehen

Oft wird das Verhältnis von Nanowissenschaft und Nanotechnologie zur Gesellschaft nur in recht eng gefassten Debatten über Risiken behandelt. Ziel des sozialwissenschaftlichen FWFProjekts »Gegenwärtige Zukünfte« ist es, die grundlegendere Frage zu stellen, welche Rolle Zukunftsvorstellungen in Innovationsprozessen sowohl in der Wissenschaft als auch in der Gesellschaft spielen. Das Projekt soll ein tieferes Verständnis dafür entwickeln, wie kollektive Zukunftsvorstellungen in wissenschaftlich‐technischen Kontexten konstruiert werden. Der Fokus liegt dabei darauf, zu untersuchen, wie ForscherInnen, PolitikerInnen aber auch BürgerInnen mögliche Zukunftsszenarien von/für Nano entwickeln und bewerten. Auf welcher Basis – in Bezug auf welches Wissen und welche Erfahrungen – werden solche Zukunftsvorstellungen entwickelt? Wie werden Bewertungen vorgenommen? In welchen kulturellen, medialen und politischen Kontexten findet dies statt? Wie finden diese Zukunftsvorstellungen Eingang in die wissenschaftliche Arbeit, in politische Entscheidungsfindung und in die Positionierung von BürgerInnen gegenüber diesen neuen Möglichkeiten?

Methodische Herangehensweise

Das Projekt arbeitet mit einer Kombination verschiedener Methoden der qualitativen Sozialforschung:

  • Interviews mit ForscherInnen und VertreterInnen der Forschungspolitik
  • Workshops mit BürgerInnen, in denen Zukunftsszenarien von Nano entwickelt und diskutiert werden / Interviews mit ausgewählten BürgerInnen
  • Analyse von in Österreich rezipierten Filmen und Belletristik zu Nano
  • Analyse der österreichischen Medienberichte zu Nano
  • Analyse wissenschaftspolitischer Dokumente aus Österreich und im EU‐Kontext
  • Analyse von Publikations‐ und Kooperationsmustern im Nanobereich

Reflexion anregen und ermöglichen - Zur transdisziplinären Relevanz des Projekts

Über die wissenschaftliche Arbeit hinaus hat das Projekt das Anliegen, einen Beitrag zu einer breiteren gesellschaftlichen Reflexion und Diskussion in Bezug auf den Umgang mit wissenschaftlich‐technischen Innovationen zu leisten. Gerade Nanotechnologien mit ihren vielfältigen Anwendungszusammenhängen stellen hier eine besondere Herausforderung dar.

Netzwerk

Das Projektteam wird durch ein internationales Advisory Board unterstützt, das sich aus renommierten ExpertInnen im Bereich der Wissenschaftsforschung mit Erfahrungen im Nano-Bereich zusammensetzt:

Darüber hinaus wird es im Laufe des Projekts Kooperationen mit ForscherInnen in anderen europäischen Ländern geben, die sich auch mit dem Themenbereich Nano und Gesellschaft auseinandersetzen.

Weitere Infos

Interview mit Ulrike Felt zum "Mythos Nano" in die_universität_online.

Poster-Präsentation am "Nanotechnology Governance Compared" Workshop.
<PDF downloaden>

Ulrike Felt: 'Leben in Nanowelten: Zur Ko-Produktion von Nano & Gesellschaft'. Wird erscheinen in Petra Lucht, Martina Erlemann and Esther Ruiz Ben (Hrsg.), Technologisierung gesellschaftlicher Zukünfte. Nanotechnologien in wissenschaftlicher, politischer und öffentlicher Praxis. (Herbolzheim: Centaurus Verlags-GmbH & Co). <PDF downloaden>

Materialien

Kontakt

Ulrike Felt
eMail: ulrike.felt@univie.ac.at
Tel: +43-1-4277-49611