Für Viele ist klar: Unsere Zukunft ist Neuro. Die viel versprechenden Annoncen der Neurowissenschaften und ihrer Förderer erstrecken sich dabei nicht nur auf Erkenntnisse in der Grundlagenforschung, sondern v.a. auf eine Reihe von Anwendungen in der Medizin, der Ökonomie, dem Strafrecht oder der Pädagogik. All dies wird uns veranlassen, nicht nur eine neue Sicht von uns selbst, sondern auch ein neues Verständnis von Gesellschaftlichkeit zu entwickeln.
Der Vortrag will diese Voraussage problematisieren: Aus einer wissenschaftssoziologischen Perspektive ist es weniger die Hirnforschung, die die Gesellschaft nach ihrem Bilde formen wird (z.B. Singer 2003); vielmehr ist die Hirnforschung die Wissenschaft dieser Gesellschaft - einer neosozialen Wissensgesellschaft, die zunehmend auf die (neurowissenschaftlich und neurotechnisch unterstützten) Selbststeuerungskompetenzen ihrer (individuellen und kollektiven) Mitglieder setzt. An Beispielen (Neuropädagogik, Neurorecht) wird erläutert, warum heute klar ist, dass unsere Zukunft Neuro ist.
Gastvortrag "Das Gehirn und seine Gesellschaft. Probebohrungen für eine Wissenschaftssoziologie der Neurowissenschaften"
24.02.2009 17:30
Organiser:
Institut für Wissenschafts- und Technikforschung
Location:
Seminarraum, Sensengasse 8